Bertha Dudde und ihre Zeit - eine biographische Skizze Bertha Dudde wurde am 1. April 1891 im schlesischen Liegnitz geboren. Sie war das zweitälteste von insgesamt sieben Kindern und habe mit ihren Geschwistern "eine harmonische Kindheit" erlebt, so Bertha Dudde in einem autobiographischen Aufsatz aus dem Jahre 1953. Wie "harmonisch" diese Kindheit tatsächlich war, muss dahingestellt bleiben, vielleicht erschien sie der 62 Jahren alten Frau auch nur im Rück- und im Hinblick auf das, was sie noch erleben sollte - zwei Weltkriege und die Vertreibung aus der Heimat - als eine idyllische Zeit. Finanziell nämlich scheint es um die kinderreiche Familie nicht besonders gut gestellt gewesen zu sein: "Frühzeitig schon lernte ich die Sorgen um das Dasein kennen." Bertha unterstützte die Familie, indem sie das Schneiderhandwerk erlernte, doch "die Geldnot der Eltern blieb und damit auch die Sorge." Am entbehrungsreichen Leben scheint sich auch später nicht viel geändert zu haben: "Ich kannte nur angespanntes Arbeiten von früh bis spät." Im Gegensatz zur preussischen Strenge, die im deutschen Bürgertum des Kaiserreichs weit verbreitet war, scheinen die Dudde-Geschwister in einem eher liberalen Elternhaus aufgewachsen zu sein, das den Kindern grosse geistige Freiräume liess. Auch in den Kundgaben, die Bertha Dudde später erhielt, wird die Bedeutung des freien Willens immer wieder betont, aller Zwang hingegen abgelehnt. Möglicherweise ist das Klima geistiger Offenheit auf die Geisteshaltung des Vaters, des Kunstmalers Carl Dudde, zurückzuführen. Jedenfalls waren die Kinder zumindest in religiösen Belangen keinerlei Zwang durch ihre Eltern ausgesetzt. Diese "gehörten unterschiedlichen Konfessionen an", die Mutter war Katholikin, der Vater evangelisch - zur damaligen Zeit eine absolute Seltenheit! Bertha wurde katholisch getauft, mochte sich "aber nicht im vollen Umfang dem katholischen Lehrsystem unterwerfen." Die von den Eltern vermittelte geistige Freiheit machte es ihr unmöglich, "etwas nach aussen zu vertreten, was ich innerlich nicht völlig überzeugt angenommen hatte". Auch in den Kundgaben, die sie später erhielt, werden zentrale Inhalte der katholischen Dogmatik wie etwa die Verehrung der Gottesmutter Maria verworfen. Bertha blieb zwar katholisch, besuchte aber keine Gottesdienste mehr, "hörte keine Predigt, hatte keinerlei Bibelkenntnis, las auch keine religiösen, gleich gar nicht wissenschaftliche Schriften" und trat auch keiner sonstigen Glaubensgemeinschaft bei. Dennoch oder gerade deshalb blieb sie eine Suchende: "Es blieb in mir die Frage: Was und wo ist das Rechte?" Am 15. Juni 1937 trat dann die entscheidende Wende in ihrem Leben ein: zum ersten Mal stellten sich jene "Gedanken" ein, die sie schliesslich in Form von Kundgaben niederschreiben sollte. Zu Beginn wehrte sie sich gegen das, was ihr da mitgeteilt wurde, sie "habe gerungen, gebetet und viele innere Kämpfe geführt, aber immer wieder kamen die Worte wie ein Strom, eine Weisheitsfülle, vor der ich schauderte." Endgültig scheinen die Zweifel am göttlichen Ursprung der offenbarten Botschaften erst geschwunden zu sein, als sie das Werk Jakob Lorbers kennenlernte und "beglückt" feststellen konnte, "dass auch anderen Menschen das Wort des HERRN gegeben wurde, dass GOTT, der HERR, zu allen Zeiten zu Seinen Kindern gesprochen hat (...)." Die ersten 181 Kundgaben sind verloren gegangen, wir kennen nur den Beginn der allerersten: "Im Anfang war das Wort! Ein Tedeum dem Schöpfer des Himmels und der Erde!" Doch auch wenn der Inhalt der frühen Botschaften wohl für immer verschollen bleiben dürfte, lässt sich eines mit Sicherheit sagen: Im nationalsozialistischen Deutschland religiöse Texte niederzuschreiben war gefährlich. Während sich die Mehrheit der Protestanten in Anpassung übte, hatte der Kampf des NS-Regimes gegen die katholische Kirche 1936/37 einen neuen Höhepunkt erreicht, indem nicht nur die Kirche als Organisation, sondern auch das religiöse Wertesystem jede gesellschaftliche Relevanz verlieren sollte. Inszenierte Sittlichkeits- und Devisenverfahren sollten den Klerus als unmoralisch und korrupt denunzieren, und eine katholische Bestandsaufnahme kam Ende 1937 zu dem illusionslosen Schluss: "Der christliche Teil des deutschen Volkes steht unter Ausnahmerecht." Die Kundgaben, die Bertha Dudde niederschrieb, sparten nicht mit deutlicher Kritik an der von den Nazis betriebenen Entchristlichung Deutschlands. In einer Kundgabe, die sie im Mai 1938 erhielt, heisst es: "So wollen die Menschen in die Wege leiten ein unverkennbares, jedem Übel Vorschub leistendes Entreligionisieren des Staates. Man sollte sich dabei immer vor Augen halten, dass der Staat notgedrungen in sich selbst zusammenstürzen muss, wenn dem Volk die einfachste Lehre an Gott und Seine Gerechtigkeit aus dem Herzen gerissen werden." Und obwohl Bertha Dudde der Kirche gegenüber etwas distanziert gewesen zu sein scheint, erhielt sie eine Botschaft, in der vor dem Austritt aus der Kirche gewarnt und Verständnis für das schwere Amt des vom NS-Staat bedrängten Klerus geäussert wurde: "Die grösste Torheit im Leben wird begangen, wenn sich die Menschen zurückziehen von ihrer Kirche, der sie angehören. Es ist kein leichter Stand, in dem sich heute die Geistlichen befinden... sie tun ihr Möglichstes, um der Kirche ihre Schäfchen zu erhalten, und doch sondert sich eines nach dem andren ab und findet oft nicht mehr den Weg zurück... (...) Es ist unsagbar schwer, sich den Geboten Gottes zu unterwerfen für den, der sich freiwillig getrennt hat von der Kirche..." In Bertha Duddes Kundgaben stellte der Kampf des Staates gegen das Christentum einen "Kampf" dar, "den die Welt mit ihren Anhängern dem Gottessohn ansagt... (...) Die Menschen denken zwar, sich ohne üble Folgen frei machen zu können von der alten Lehre, die Gott selbst den Menschen kundgab während Seines Wandelns auf Erden, aber es wird ihnen dieses Vorhaben so arge Folgen eintragen, dass die Erde noch viel Leid und Kummer sehen wird und dies durch eigene Schuld" - ein Jahr vor Ausbruch des Krieges eine prophetische Aussage! Man könnte sich sogar die Frage stellen, ob in den Botschaften nicht auch der Holocaust vorausgesagt wurde: "Das Streben der Menschheit wird dahin gehen, Probleme der Bevölkerungszunahme zu lösen, und [es] wird dies auf eine Weise geregelt werden, dass der Gang aller Ereignisse für euch ein so entsetzlicher sein wird, wie ihr es nimmer für möglich haltet." Der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus, die die massenhafte Ermordung der Juden erst ermöglichte, wurde eine klare Absage erteilt: "In der Beschaffenheit des Blutes allein liegt nicht der Segen, sondern in der Reinerhaltung der Seele, die gleichwohl einem jeden Menschen innewohnt... es hat der Herr der Menschen verschiedene in die Welt gesetzt, so liebet auch ihr untereinander, und sehet nicht verächtlich einer auf den anderen." Der Bezug zur Politik des NS-Regimes tritt in den Kundgaben nicht immer so klar hervor, es gibt jedoch einige Texte, die sich relativ deutlich oder sogar ganz explizit auf die Situation im "Dritten Reich" beziehen. Bertha Dudde empfing beispielsweise im Mai 1938 eine Botschaft, die sich mit dem militärischen Drill der Jugend befasste: "So hat dir heut der Heiland eine Belehrung zugedacht, die sich auf die innere Entwicklung aller politischen Massnahmen bezieht, die lediglich den Zweck haben, Macht zu stärken, aber das Volk seiner gesamten Freiheit zu berauben. Es sind dies die Massnahmen, die man anwendet, um der Jugend voll und ganz habhaft zu werden. (...) Es wird ihm [dem jungen Menschen] eine Weltanschauung aufgezwungen, deren ganzer Zweck der ist, für die Zukunft alles auszuschalten aus seinem Gedankenleben, was auf ein Veredeln seiner Seele günstig einwirken könnte... (...) Er [Gott] wird ein Gericht auch über jene kommen lassen, die ein solches Verbilden der Jugend im Schilde führen..." Bertha Dudde muss sich bewusst gewesen sein, was geschehen wäre, wenn die Gestapo entdeckt hätte, was sie Tag für Tag notierte. Es lässt sich aus einigen Kundgaben indirekt herauslesen, dass sie grosse Angst hatte, denn oft wurde sie zu Vertrauen auf göttlichen Schutz ermahnt, der ihr immer wieder zugesichert wurde. Gleichzeitig erhielt sie aber auch Kunde davon, dass die geistige Finsternis noch zunehmen würde. Es wurde schon erwähnt, dass sie das Leid und die Not des Krieges voraussah, und im März 1938 notierte sie, dass den Menschen "sieben Jahre voll Leid" bevorstanden. Berücksichtigt man, dass zu dieser Zeit mit dem "Anschluss" Österreichs die für die Nachbarländer höchst leidvolle Zeit der Aggression Hitler-Deutschlands begann, die schliesslich in den Zweiten Weltkrieg münden sollte, kann man diese Vorhersage wohl nur als treffend bezeichnen. Und im November 1938 notierte sie: "Eine kurze Zeit noch, und die Erde wird eine Trümmerstätte werden an vielen Orten." Nachdem Deutschland mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 den Krieg entfesselt hatte, wurde Bertha Dudde wenige Tage später eine Voraussage zum Ausgang der Kämpfe diktiert. Darin wurde ihr möglicherweise auch die Vertreibung aus der Heimat prophezeit: "(...) es muss ein gewaltsamer Eingriff in die gewohnte Ruhe ertragen werden um der seelischen Höherentwicklung willen (...)." Deutlich sprach die Kundgabe davon, dass die Achsenmächte (also Deutschland und Italien) den Krieg nicht gewinnen würden: "Und zwar werden jene Staaten, die so vermessen waren, einzubrechen in friedliches Land, sich selbst den grössten Schaden dadurch zufügen, denn sie fallen unter göttliches Gesetz." Allerdings wurde auch behauptet, dass überhaupt keine Kriegspartei den Sieg erringen würde: "Ein sieghafter Friede wird keinem der Streitenden beschieden sein, denn es wird der Herr Selbst eingreifen, so die Zeit dafür gekommen ist." Damit war wahrscheinlich eine gewaltige Naturkatastrophe gemeint, denn auch in anderen Kundgaben wurde immer wieder behauptet, dass der Krieg auf diese Weise beendet würde. Selbst auf dem Höhepunkt des deutschen Siegesrausches nach der Niederlage Frankreichs im Sommer 1940 verstummte die warnende Stimme nicht, sondern sprach von "verheerenden [Natur-]Katastrophen", die die Menschen zu erwarten hätten. Leider ist uns nicht bekannt, wie sich die Niederlage von Stalingrad auf den Inhalt der Kundgaben auswirkte, denn die Texte aus dieser Zeit sind verlorengegangen. Es kann jedoch als sicher gelten, dass Bertha Dudde durch den Krieg traumatisiert wurde. So schrieb sie etwa im November 1942: "In einer Welt des Kampfes wird die Liebe erstickt, und dies bedeutet den geistigen Zusammenbruch jener Welt. Denn wo die Liebe ist, dort wird auch Frieden sein, kämpfende Menschen aber tragen den Funken des Hasses in ihrer Brust, und der Hass will vernichten und fügt dem Gegner unzählige Wunden bei." Um so sehnlicher scheint sie auf die erlösende Katastrophe gewartet zu haben. Am 29. Oktober 1942 notierte sie, dass die Welt schon "in wenigen Monden", also in unmittelbarer Zukunft "von einer Naturkatastrophe heimgesucht" werde, "die so gross ist, dass die ganze Welt in Erregung versetzt wird." Doch dieses Toben der Naturgewalten blieb bekanntlich aus und der Krieg ging erst mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands und Japans zu Ende. Bertha Dudde scheint bis Kriegsende in Liegnitz geblieben zu sein, zählte also wohl nicht zu jenen Deutschen, die vor der anrückenden Roten Armee gen Westen flohen. Sie scheint erst im Zuge der durch die polnischen Behörden organisierten Vertreibung ihre schlesische Heimat verloren zu haben. Jedenfalls traf sie Ende November 1946 im Flüchtlingslager Wolfen bei Bitterfeld ein. Nach einem fast zweiwöchigen Aufenthalt in Draschwitz erreichte sie kurz vor Weihnachten ein Flüchtlingslager in (Köln-)Rodenkirchen. Wahrscheinlich zog sie von dort in die benachbarte Industriestadt Leverkusen, wo sie bis zu ihrem Lebensende wohnen sollte. Zu Beginn der fünfziger Jahre lebte sie mit ihrer Schwester Johanna in der Kaiser-Wilhelm-Allee 3. Diese Strasse grenzt an das Firmengelände der Bayer-Werke, so dass die Geruchsbelästigung dort sehr gross gewesen sein muss. Mitte der fünfziger Jahre lebten Bertha und Johanna in der Manforter Strasse 133 , später in der Manforter Str. 26, dort zusammen mit ihrem Bruder Franz Wilhelm, der wie der Vater den Beruf des Kunstmalers ergriffen hatte. Bertha und Johanna scheinen sich mit Arbeiten in einer kleinen Änderungsschneiderei über Wasser gehalten zu haben. Wir wissen nicht genau, was Freunde und Verwandte von Berthas seltsamer Begabung hielten. Es gibt aber Hinweise darauf, dass einige dem Phänomen des Kundgabenempfangs sehr skeptisch gegenüberstanden. Schon 1938 wurde ihr in einer Botschaft geraten: "Lasse dir den Glauben an deinen Gott nicht rauben", und dieser Text legt nahe, dass Bekannte ihr es ausreden wollten, fast täglich angeblich göttliche Offenbarungen zu Papier zu bringen. Auch in der eigenen Familie scheinen einige mit dem, was Bertha tat, nicht einverstanden gewesen zu sein. Andererseits konnte sie nach dem Krieg, von der Bedrohung durch den Nazi-Terror befreit, Gleichgesinnte finden, die sich für ihre Kundgaben interessierten und ihr bei deren Verbreitung helfen konnten. Auch Zusammenkünfte soll es gegeben haben. Eine besondere Rolle scheint dabei der Düsseldorfer Kinobesitzer Gerhard Hilsebein gespielt zu haben, der am 23. August 1971 im Alter von 73 Jahren verstarb. Seine "Monatsblätter für Neuoffenbarung" stehen wohl am Anfang der öffentlichen Kundgabenverbreitung. Er scheint darüber hinaus aber auch an einer professionellen Herausgabe der Schriften interessiert gewesen zu sein, denn Friedrich Zluhan, der Inhaber des Lorber-Verlags, berichtete 1998: "Bertha Dudde war Anfang der sechziger Jahre bei uns, in Begleitung eines Kinobesitzers Hilsebein. Wir sollten die Schriften von ihr herausgeben, und der Kinobesitzer würde den Druck finanzieren." Dazu kam es jedoch nicht. Friedrich Zluhan verlangte, sie möge die Stellen streichen, die Lorber widersprächen, was Bertha Dudde aber abgelehnt habe. Allerdings habe sie später "von sich aus" eine Aussage über die Vernichtung der Erde abgeändert. Auch zahlreiche Nachkriegskundgaben reflektieren das Zeitgeschehen, und einige geben Aufschluss darüber, was Bertha Dudde bewegte: der angebliche Wunderheiler Bruno Gröning etwa, der in der jungen Bundesrepublik ungeheures Aufsehen erregte , indische Yogis oder auch Ufos, die ab 1947 in den USA und Europa vermehrt gesichtet wurden. Andere Kundgaben beziehen sich auf aktuelle Ereignisse oder gerade gelesene Bücher , die sie beschäftigten. Auch zum Thema "Kommunismus" erhielt sie eine Kundgabe, die jedoch in auffallender Weise die westliche Propaganda wiedergibt. Die Tagesaktualität einiger Botschaften aus den 50er und 60er Jahren darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich viele Texte gleichzeitig in einem seltsamen Widerspruch zu ihrer Zeit befinden: nichts ist in ihnen von der Aufbau- und Wirtschaftswundereuphorie zu spüren, die Deutschland erfasst hatte. Bertha Dudde hielt vielmehr an ihren düsteren Prophezeiungen von einem nahen Ende fest, denn die Menschen hatten nach den Schrecken der NS-Herrschaft und des Krieges nicht zu Gott zurückgefunden. Während sich ihre bundesdeutschen Mitbürger an der "Fresswelle", einem eigenen Auto oder Ferien in Italien ergötzten, sah Bertha Dudde wie schon während des Krieges den Moment eines göttlichen Eingreifens unmittelbar bevorstehen. Wenige Monate vor ihrem Tod notierte sie: "Der geistige Tiefstand der Menschen zieht das Ende heran..." Wieder erwartete sie eine gigantische Naturkatastrophe. Sie schrieb, es bedürfe "nur eines geringen Anstosses (...), um eine Katastrophe auszulösen", was einen "Weltenbrand" nach sich ziehe. "Und da die Menschheit immer nur das Weltgeschehen beachtet, muss etwas eintreten, was ihnen unerklärlich ist... (...) Ob ihr es glaubet oder nicht, es kommt dieses Geschehen mit Riesenschritten auf euch zu, und nur noch kurze Zeit trennt euch davon (...)." Bis heute ist nichts dergleichen geschehen. Muss bzw. kann man Bertha Dudde also mehr oder weniger beruhigt jenen zahllosen Untergangspropheten zuordnen, die sich bisher ausnahmslos geirrt haben? Eines sollte man zumindest nicht übersehen: Bertha Dudde war in manchen ihrer Offenbarungen, die sie erhielt, der Zeit weit voraus. Schon 1939, also ungefähr 40 Jahre vor dem Aufkommen der Ökologiebewegung, warnte sie vor dem "Raubbau an der Erde". Es sei "um vieles ratsamer, sich mit wenigem genügen zu lassen und der Erde nicht im Übermass die Erzeugnisse entziehen zu wollen, denn so dies lediglich zur Vermehrung irdischer Güter geschieht, wird der göttliche Schöpfer nicht Seine Zustimmung geben, denn ein solches Bestreben wäre nicht aufbauend, sondern zerstörend und muss sich sonach nachteilig für die Menschheit auswirken. (...) Es ist ein gewagtes Spiel, der Natur trotzen zu wollen, und [wenn] in Gebieten, die dem ruhigen, friedlichen Volke zur Ernährung seines Leibes dienen sollen, der Raubbau der Erde zu stark getrieben wird." Auch Forscher sollen erkannt haben, dass die Leverkusener Schneiderin mit einfacher Schulbildung Erstaunliches zu Papier brachte. Es gebe "Wissenschaftler mehrerer Fakultäten, die mit zunehmendem Interesse diese göttlichen Belehrungen aufgreifen und mit Ernst darüber diskutieren. Ihr Interesse" gelte dabei u.a. "den unwiderlegbaren Darlegungen des Entstehens der Materie und deren möglicher Auflösung". Leider wissen wir nicht, welche Forscher sich näher mit der Natur- und Schöpfungslehre des Dudde-Werkes befassten. Am 23. August 1965 schrieb Bertha Dudde mit der 9030. gleichzeitig die letzte Kundgabe nieder. Immer wieder von Krankheiten geplagt hat sie, wie aus den Handschriften hervorgeht, einige nicht selbst niedergeschrieben, sondern dürfte sie - möglicherweise ihrer Schwester Johanna - diktiert haben. Dies ist nicht ganz unproblematisch, da auch Johanna und deren Lebensgefährte Fritz Haller das "innere Wort" vernommen haben sollen, sich also die Frage stellt, was von ihnen in Berthas Kundgaben einfloss. Einige weichen jedenfalls in Stil und Inhalt so stark von den übrigen ab, dass man von einem sehr starken Einfluss Dritter ausgehen muss. Bertha Dudde starb 74 Jahre alt am 18. September 1965 im Leverkusener Krankenhaus und wurde vier Tage später im engsten Familienkreis auf dem Waldfriedhof Leverkusen-Schlebusch beigesetzt. Dort befindet sich noch heute ihr Grab. Ihre Angehörigen schrieben in der Todesanzeige: "Nach einem entbehrungsreichen aber gnadenreichen Leben nahm der Herr unsere liebe Schwester (...) zu Sich in Sein Lichtreich." Was bleibt, ist ein theologisch wie zeitgeschichtlich gleichermassen faszinierendes Werk. |
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